In Europa müssen Menschen, die einen Konflikt miteinander haben, sich in der Regel vorab entscheiden, welchen Weg sie einschlagen wollen, um eine Regelung zu finden:

Man kann

  • zum Anwalt gehen und den Weg über eine juristische Klärung gehen
  • sich an einen Coach oder  Psychologen wenden, um den Problemen auf den Grund zu gehen
  • sich an einen Mediator wenden

Wie auch immer: Die Entscheidung für den Weg, den man einschlägt, entscheidet bereits auch welche Art von Lösung man bekommen kann. Und eben auch, welche man nicht bekommen wird. Doch in der Regel finden Menschen im Konflikt keine Beratung darüber, welcher Weg für ihren Fall und für sie am besten wäre. Wie wäre es, wenn es Experten gäbe, die einem helfen, die Frage nach dem WIE zu entscheiden. Und zwar, ohne dass man bereits mit einem Anwalt, Coach oder Mediator sprechen muss?

Konfliktberatung aus einer Hand

In Neuseeland fanden wir ein ganz anderes Modell vor, das uns fasziniert hat. Hier finden sich die verschiedenen Experten für den Umgang mit Konflikten in der Regel gemeinsam in einer Kanzlei zusammen. Die nach Unterstützung Suchenden finden unter einem Dach sowohl Psychologen, Therapeuten, Coache, Mediatoren, Steuerberater und Rechtsanwälte. Am Beginn der Konfliktbearbeitung steht zunächst ein Screening. Gemeinsam mit einem Experten für Conflictscreening wird nach dem am besten geeigneten Weg zur Klärung des Konfliktes gesucht. Dabei können auch verschiedene Expertisen und Kombinationen von Verfahren gewählt werden. Dadurch können Konflikte aus unterschiedlichen Bereichen bearbeitet werden. Unabhängig davon ob es sich um eine Gesellschafterauseinandersetzung, um einen Mieterstreit, eine Familiensache, ein arbeitsrechtliches oder ein Gesundheitsthema handelt, um nur einige Bereiche aufzuzählen. Schon die gemeinsame Suche und Einigung auf die Frage, WIE mit dem Konflikt umgegangen werden soll, stellt einen wesentlichen Schritt auf der Suche nach einer Lösung dar.

Wir sind nach Neuseeland gefahren, um uns verschiedene Projekte und Ansätze anzuschauen und davon inspirieren zu lassen. Die zahlreichen Begegnungen und Gespräche haben uns in unserer Überzeugung bestärkt, dass wir hier auf der anderen Seite unseres Planeten, eine Menge von unseren Freunden in Neuseeland lernen können.

Aus diesen Erfahrungen sind einige Projekte für 2018 hervorgegangen, über die wir hier demnächst berichten werden.

Der lange Schatten der Kolonialzeit

Ein zweiter Aspekt, der uns während unserer Reise durch Neuseeland fasziniert hat, finde sich in der Art und Weise, wie die Menschen dort mit ihrer Kolonialgeschichte umgehen. Neuseeland ist das einzige Land der Welt, in dem die Britten einen Vertrag mit den Einheimischen Maori, die 800 Jahre vor ihnen aus Polynesien eingewandert waren, geschlossen haben. Der Versuch auf Augenhöhe eine Verständigung herbeizuführen, scheiterte – und hat dennoch die unterschiedlichen Perspektiven der Geschichtsschreibung enorm beeinflusst.

Gemeinsam die Zukunft gestalten

Wir haben uns in Nelson, einer sympathischen Kleinstadt im Norden der Südinsel, intensiv mit dieser Geschichte beschäftigt. Wir haben uns mit Projekten vertraut gemacht, die einen sehr meditativen Standpunkt bei der Bewältigung der Geschichte versuchen. In zahlreichen Projekten arbeiten Maori und „Weiße“ gemeinsam daran, eine bessere Zukunft für alle zu schaffen.

So wurden gemeinsame Kombinate und Unternehmen gegründet, durch die Land für die landwirtschaftliche Nutzung an Maoris gegeben werden konnte und durch die eigenes Einkommen und Wohlstand gesichert werden und gleichzeitig das gesamte Land profitiert.

Auch wenn der lange Schatten der Kolonialzeit weiter wirkt, die sympathischen Menschen von Neuseeland stellen sich ihrer Geschichte und bilden gemeinsam eine bessere Zukunft.